Da ist sie wieder, die „unpolitische Jugend von heute“.

Oder eben auch nicht.

Kurz vor Weihnachten hatte ich das Vergnügen, eine Inszenierung des Kurses Darstellendes Spiel vom Schulzentrum Rübekamp (Bremen) mit dem Titel „Wem gehört die Welt?“ beiwohnen zu dürfen und ich muss gestehen, dass dies einer der besten Beiträge zur aktuell in den Medien stark diskutierten „Flüchtlingsdebatte“ war.

Die Jugendlichen zeichnen ein Szenario in nicht allzu ferner Zukunft, in dem nach Klimakatastrophen und Bürgerkriegen die Europäer*innen und vor allem Deutschen es sind, die Zuflucht auf dem afrikanischen Kontinent (präziser: in Angola) suchen.

Der Kurs hat sich sehr intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt und hervorragend recherchiert. So ziehen sie immer wieder Parallelen zum politischen Diskurs in Deutschland. Sei es die Präsidentin von Angola, die einem griechischen Flüchtlingsmädchen über den Kopf streichelt oder der PAGEDA („Patriotische Afrikaner gegen die Europäisierung des Afrikalandes“)-Aufmarsch.

Die Szenen sind stakkatohaft aneinander gereiht: hier ein Hinterzimmergespräch der fiktiven Regierung Angolas, die sich überlegt, wie es sich gegen Flüchtlinge hetzen lässt, ohne dabei zu offensichtlich zu sein, ein Stammtischgespräch über „diese weißen Schmarotzer“, mal ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter in einer Unterkunft über fehlende Zukunftsperspektiven oder eine beklemmende Darstellung der Flucht in unsicheren Booten über das Mittelmeer.

Der Kurs besteht etwa zur Hälfte aus People of Color, was das ganze ungemein Authentisch macht. Rassistische Strukturen werden umgedreht und ähnlich wie in Noah Sow’s „Deutschland Schwarz Weiß“ werden weiße Zuschauer*innen mit dem Kopf drauf gestoßen.

Der einzige Kritikpunkt, den ich im nachhinein anzumerken habe, ist dass sich Rassismus nicht ganz so einfach umdrehen lässt, weil die Strukturen aus der Kolonialzeit bis heute nachwirken. Beim Betrachten des Stücks ist mir das aber nicht aufgefallen und ich wurde ganz großartig unterhalten.

 

Aufgrund der großen Nachfrage gibt es am Sonntag, 24. Januar 2016 eine einmalige Wiederaufnahme des Stücks! (Also hin da!)

Wann? 19.30 Uhr(Einlass ist 19.00 Uhr)

Wo? Bürgerhaus Hemelingen, Godehardstr. 4, 28309 Bremen

Wieviel? 8€/Ermäßigt 4€

Karten gibt es bei Markus Schrader unter maschra@uni-bremen.de

Die Einnahmen gehen an die Flüchtlingshilfe Bremen.